Evaluation einer schnellen „single sample“ Rohrpostanlange
Eine Studie der Universitätsmedizin Greifswald zum Transport von Blutproben in Rohrpostanlagen. Mit dabei im Einsatz: MSR145 Datenlogger der MSR Electronics GmbH.
Autoren: Juliane Suchsland, Anne Greiser, Thomas Streichert, Benjamin Otto, Stefan Bollmann, Matthias Nauck, Astrid Petersmann
Hintergrund
Rohrpostanlagen können die Transportzeiten für Blutproben verkürzen. Eine dänische Rohrpostanlage (TEMPUS600®) versendet Proben mit 10 m/s. Die Anlage erfordert kein Ver- oder Entpacken der Proben. Sie ermöglicht es, die Proben direkt in den Bulkloader einer automatisierten Laborstrasse zu schicken. Die Qualität von Proben kann während des Transports beeinflusst werden. Dies kann zu präanalytischen Fehlern führen, z.B. zu Hämolyse und einer nachfolgenden Erhöhung der Konzentration einiger Analyte wie z. B. Kalium. Mittels Minidatenloggern, die Temperatur, Feuchtigkeit, Druck und Beschleunigung messen, können die Transportbedingungen charakterisiert werden [1]. Forschende der Universitätsmedizin Greifswald haben den Einfluss der TEMPUS600® Rohrpostanlage auf die Probenqualität untersucht.
Methoden
20 Freiwilligen wurden doppelte Blutproben entnommen. Ein Probenset wurde per Kurier, das andere mittels Rohrpostanlage (TEMPUS600®; TIMEDICO A/S; Bording, Denmark) transportiert. Während des Transports wurden durch einen Mini-Datenlogger MSR145 (Abb. 2) kontinuierlich Temperatur und Beschleunigung gemessen. Nach dem Transport wurden Parameter der klinischen Chemie, Hämatologie und Gerinnung gemessen und verglichen, sowie die entsprechenden g-Kräfte berechnet.
Ergebnisse und Diskussion
Obwohl die Proben während des Transports auf bis zu 18 x g (Rohrpostanlage) bzw. 6 x g (Kurier) beschleunigt wurden (Abb. 3), zeigten sich keine relevanten Unterschiede zwischen konventionellen Rohrpostanlagen und der “single sample” Rohrpostanlage bezüglich der kumulierten g-Kräfte (vector sum [1]). Die Mediane der Ergebnisse unterschieden sich bei allen untersuchten Analyten um weniger als 10% (Tab. 1). Die mittleren relativen Differenzen der Mediane lagen für die LDH (Laktatdehydrogenase) bei 8,1% und für das freie Hb (Hämoglobin) bei 6,3%. Beide Analyte zeigten niedrigere Werte beim Rohrposttransport. Für die Kaliumkonzentration ergaben sich keine Unterschiede zwischen den mittleren relativen Differenzen.
Tab. 1 – Vergleich der Mediane und der mittleren relativen Differenzen in Abhängigkeit von der Transportart
Median Kurier |
Median Rohrpost |
mittlere relative Differenz [%] |
|
---|---|---|---|
LDH [μkatal/l] | 3.04 | 2.79 | 8.1 |
freies Hämoglobin [μmol/l] | 16 | 15 | 6.3 |
Kalium [mmol/l] | 3.9 | 3.9 | 0.0 |
Natrium [mmol/l] | 138.0 | 138.0 | 0.0 |
Kreatinin [μmol/l] | 71.0 | 69.0 | 2.8 |
Glukose [mmol/l] | 5.4 | 5.1 | 5.6 |
Hämoglobin [mmol/l] | 7.9 | 7.8 | 1.3 |
Hämatokrit [mmol/l] | 0.39 | 0.39 | 0.0 |
Thrombozyten [Gpt/l] | 244.5 | 244.0 | 0.2 |
Erythrozyten [Tpt/l] | 4.20 | 4.25 | – 1.2 |
Leukozyten [Gpt/l] | 5.87 | 5.75 | 2.0 |
Quick [%] | 108.0 | 109.5 | – 1.4 |
aPTT [s] | 27.0 | 27.0 | 0.0 |
Schlussfolgerung
Die Nutzung einer “single sample” Rohrpostanlage senkt die Transportzeiten von Proben deutlich. Die Beschleunigungskräfte, die während des Transports auf die Proben einwirken, beeinflussen die Analyseergebnisse nicht. Die relativen Differenzen zwischen den Ergebnissen liegen innerhalb der Grössenordnung der Messungenauigkeiten der verwendeten Assays. Der gesamte Workflow wird durch die Verkürzung der Bearbeitungszeiten auf der Station und im Labor erheblich verbessert, ohne die Probenqualität zu beeinflussen.
Literatur
[1] Streichert T, Otto B, Schnabel C, Nordholt G, Haddad M, Maric M et al. Determination of Hemolysis Thresholds by the Use of Data Loggers in Pneumatic Tube Systems. Clinical Chemistry 2011; 57(10):1390–7
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