Klima-Monitoring in der Medizinhistorischen Sammlung Zürich

 
Raumklima-Klimamessungen mit MSR145 Datenlogger in der Medizinhistorischen Sammlung Zürich.

Langzeit-Klimamessungen mit MSR145 Datenlogger in Metallschränken der Medizinhistorischen Sammlung Zürich.

Bild MSR Datenlogger zur Überwachung von Temperatur, Druck, Feuchte, Licht und Bewegung

Präventive Konservierung von Kunst und Kulturgütern durch die Prevart GmbH

Museen bewahren in ihren Depots oft einzigartige Objekte auf, welche nebst ihrem ästhetischen Wert auch spannende Informationen zu vergangenen Zeiten liefern. Mithilfe Präventiver Konservierung soll erreicht werden, dass die Kunstwerke und Kulturgüter für möglichst viele Generationen erhalten bleiben. Datenlogger helfen dabei, Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Feuchte und Lichtverhältnisse über einen längeren Zeitraum zu beobachten und daraus schliessend Massnahmen zur bestmöglichen Erhaltung der Objekte abzuleiten.

Als Spezialistin auf dem Gebiet der Kulturgütererhaltung und Museumsplanung erarbeitet die Winterthurer Firma Prevart GmbH für ihre Kunden umfassende Konzepte zur Präventiven Konservierung und steht bei der Umsetzung der Massnahmen beratend zur Seite. Ein zentraler Punkt ist dabei das Monitoring der Umgebungsbedingungen. Die Museen versuchen, zum Schutze der Kulturgüter, ihre Räume klimatisch möglichst stabil zu halten. Für die Mehrheit der aufbewahrten Objekte hat sich eine relative Luftfeuchte zwischen 45 % und 55 % bewährt. Trotz dieser Bemühungen kommt es immer wieder vor, dass lokal Schimmelbefall auftritt. Materialien reagieren sehr unterschiedlich auf Schwankungen von Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit.

Schimmelbefall bedroht historische Sammlungen

Am Beispiel der Orthopädisch-technischen Referenzsammlung der Medizinhistorischen Sammlung Zürich können die Schwierigkeiten aufgezeigt werden, welche viele Sammlungen mit dem Entstehen von Mikroklima-Zonen (Bereiche höherer relativer Luftfeuchtigkeit) haben.
Der im Keller an einer Aussenwand gelegene Raum ist Platz sparend mit Reihen von metallenen Schaukästen mit Glastüren ausgestattet.
Langzeit-Klimamessung in Schaukästen der Medizinhistorischen Sammlung Zürich, mittels MSR145 Mini-Datenlogger mit Feuchte- und Temperatursensoren.
Ein Luftentfeuchter hält die Luftfeuchtigkeit im Raum stabil.
Trotzdem ist in den Schaukästen teilweise starker Schimmelbefall an den Lederobjekten entstanden. Es wird vermutet, dass die Schränke relativ dicht sind und somit den Luftaustausch mit dem Gesamtraum stark reduzieren. Ebenfalls wird vermutet, dass die Mikroklima-Bereiche mit der Wärmeleitfähigkeit des Metalls in Zusammenhang stehen: eventuell kühlen sich in den Übergangs-Jahreszeiten Wandbereiche der Metallschränke stärker ab, was zu einem lokalen Anstieg der relativen Luftfeuchte führt. Da die Materialien der Schränke nicht hygroskopisch sind, kann diese erhöhte Feuchte nur von den Sammlungs-Objekten selber aufgenommen werden. Einmal aufgenommene Feuchtigkeit wird von Materialien wie Leder, Holz und Textil nur langsam wieder an eine trockenere Umgebung abgegeben. Hierdurch entsteht über eine verlängerte Periode eine erhöhte Materialfeuchte, welche für die Aktivierung bereits vorhandener Schimmelsporen ausreichen könnte.

Minimierung der Schadensrisiken mittels Klima-Monitoring

Klima-Monitoring in der Medizinhistorischen Sammlung Zürich: Schimmelbefall an Lederobjekt.
Zur Überprüfung dieser Hypothesen werden derzeit – parallel zur Reinigung der Objekte, Schränke und Räume – Langzeit-Klimamessungen in 5 Metallschränken vorgenommen. Je ein Schrank bleibt geschlossen, ganz offen, leicht geöffnet, geöffnet aber mit einem Staubschutz aus Seidenpapier bzw. geschlossen und mit Feuchteabsorber-Platten versehen. Zudem wird das Raumklima gemessen. Alle Messungen finden auf gleicher Höhe ab Boden und entlang der Aussenwand statt. Für diese Messungen sind sechs Datenlogger MSR145 mit 900mA Akku im Einsatz, welche aufgrund ihrer Datenspeicher- und Akku-Kapazität eine ununterbrochene Messung über ein Jahr erlauben. Die kompakte Grösse der Logger ermöglicht ein unauffälliges Platzieren in den Schaukästen, und das lange USB-Kabel das monatliche Auslesen der Daten, ohne den Logger zu bewegen. Die bisherige Auswertung legt nahe, dass die Schränke künftig wieder geschlossen werden, dass jedoch in den Eckschrank, welcher offenbar am stärksten durch Kälte des Erdreichs betroffen ist, Feuchte-Absorber-Platten eingelegt werden. Die Platten sollen die während ca. vier Wochen im Sommer einzig in diesem Schrank erreichten Spitzenwerte von über 60 % RF künftig unter 55 % RF halten. Die Messungen werden fortgeführt bis das Funktionieren der ergriffenen Massnahmen belegt ist, resp. die Massnahmen nachweislich erfolgreich weiter modifiziert werden konnten.

Prevart GmbH – Konzepte für die Kulturgütererhaltung

Karin von Lerber, 20.10.2011

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