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Kunsthistorisches Museum Wien: Messen von Bewegungen und Erschütterungen an Holztafelbildern

MSR255 Datenlogger im Einsatz für das Kunsthistorische Museum, Wien

Autorin: Mag. Ingrid Hopfner, Restauratorin, Kunsthistorisches Museum, Wien

Während des 19. Jahrhunderts wurden viele Holztafelbilder des Kunsthistorischen Museums, Wien, im damaligen Aufstellungsort, dem Oberen Belvedere, gedünnt und parkettiert. Diese empfindlichen Gemälde benötigen nach Abnahme der Parkettierung (sog. Holzrost) eine Stabilisierung. Sie werden im Kunsthistorischen Museum mit Stützkonstruktionen versehen. Im Rahmen einer Forschungsarbeit werden MSR Datenlogger eingesetzt, um die unterschiedlichen Stützkonstruktionen zu prüfen und zu optimieren sowie die Transportverpackung der Kunstwerke auf ihre Dämpfungsfähigkeit zu analysieren.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Gemälde des Kunsthistorischen Museums im Oberen Belvedere, das ursprünglich Prinz Eugen`s Sommerschloss war, präsentiert. In den Jahren 1826-1833 nahm man an vielen wichtigen Gemälden umfassende Parkettiermassnahmen vor. Auf Grund einer wissenschaftlichen Fehlmeinung, glaubte man, Bewegungen an Holztafelbildern durch Dünnung und mit einem Parkett (sog. „Holzrost“) ausschliessen zu können. Durch die Dünnung wurden die Bildträger von grossen Tafelbildern mit einer Holzstärke von 35 mm auf ca. 12 mm und kleinere Tafelbilder von 13 mm auf ca. 5 mm reduziert. Diese Massnahmen erfolgten einerseits, um das Gewicht des originalen Holzträgers zu verringern und anderseits, um die gewölbten Bildträger zu begradigen sowie klimabedingte Bewegung zu verhindern. Diese Meinung war leider falsch und mit fatalen Folgen für die gedünnten Tafelbilder verbunden. Schäden wie Risse, Deformationen (sogenannter „Waschbretteffekt“) und Malschichthochstellungen waren und sind heute noch die Folgen dieser historischen Massnahmen.

Stützkonstruktionen für gedünnte Tafelbilder

Um die Folgeschäden der Tafelbildern durch die früheren Parkettiermassnahmen zu minimieren, wurden in den vergangenen Jahren Stützkonstruktionen für geschwächte Tafelbilder, welche nach der Parkettabnahme eine Stabilisierung benötigen, entwickelt. Durch konsequente Weiterentwicklung gelang es, diese Konstruktionen von Fall zu Fall zu optimieren. Die Stützkonstruktionen, welche aus äusserst stabilem Material gefertigt sind, dürfen das Tafelbild in keiner Form beeinträchtigen oder auf den Bildträger Druck ausüben. Gleichzeitig müssen sie flexibel sein, um Holzbewegungen, welche durch Klimaschwankungen verursacht werden, zu erlauben. Die wichtigsten Vorgaben bei der Entwicklung von neuen Stützkonstruktionen für das Kunsthistorische Museum Wien waren auch die Reversibilität sowie eine geringe Tiefe der Konstruktion, denn die geschädigten Tafelbilder sollten in einer sogenannten „integrierten Klimavitrine“ (Zierrahmen mit vorderer Verglasung und hinterer transparenter Acrylglasabdeckung), präsentiert werden.

Mobiles Datenerfassungssystem „Smart Monitoring System“

Um die genannten Anforderungen für Stützkonstruktionen des Kunsthistorischen Museums Wien zu erfüllen, wurde von Frau Hopfner, in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Käferhaus GmbH, Wien, ein miniaturisiertes Messdatenerfassungssystem (Smart Monitoring System, SMS), welches unabhängig vom Stromnetz funktioniert, entwickelt. Das System, das aus einem Laser für die Bewegungserfassung direkt am Bildträger sowie einem Drucksensor, der in direktem Kontakt mit dem Bildträger steht und dem MSR255 Datenlogger besteht, wird in der integrierten Klimavitrine montiert. Durch das Smart Monitoring System werden Daten zu folgenden Messgrössen geloggt: Bewegung des Bildträgers als Folge von klimatischen Veränderungen und Manipulationen, Temperatur, Feuchtigkeit, Druck, Licht und Beschleunigung. Dabei kann der MSR Datenlogger T, r. F., Lux und Beschleunigung selbst messen und Bewegung und Druck werden durch externe Miniatursensoren geloggt. Aufgrund der gesammelten Daten gelang es dem Forschungsteam, die Stützkonstruktionen für wertvolle, gedünnte Tafelbilder zu beurteilen und weiter zu optimieren. Die gesammelten Daten gaben ebenso Aufschluss über die Auswirkung von mechanischen Belastungen, die im Verlauf eines Transports und Manipulationen auftreten können.

Welche mechanischen Belastungen entstehen im Verlauf eines Kunsttransportes?

Zusätzlich zum „Klimamonitoring“ im Ausstellungsbetrieb lassen sich mit dem Smart Monitoring System Daten erfassen, welche während des „handlings“ bzw. des Transportes eines Bildes relevant sind. Welchen Belastungen wie Stösse, Erschütterungen, Druck, Feuchte und Temperaturschwankungen ist ein Tafelbild während Transport, Lagerung und Hängung ausgesetzt und wird die Verpackung des Kunstwerkes allenfalls von unbefugten Personen unerlaubt geöffnet?

In standardisierten Versuchen wurde von dem Messteam jene Transportkiste für wertvolle Gemälde messtechnisch untersucht, welche die besten Absorptionsfähigkeiten beim Transport wertvoller Bilder mit einem definierten Gewicht hat.

Zu Testzwecken wurde dabei ein „Dummy-Tafelbild“ mit einem MSR255 Datenlogger ausgestattet und in der Transportkiste nach Schloss Ambras gebracht. Der Logger von MSR Electronics GmbH ist mit hochpräzisen Temperatur-, Feuchte-, Druck-, Licht- und 3-Achsenbeschleunigungssensor und einer Speicherkapazität von 2 Millionen Messwerten ausgestattet. Die mit dem MSR255 gesammelten Daten gaben Aufschluss über die Auswirkungen von mechanischen Belastungen, welche im Verlauf eines Transports auftreten können. Als Nebeneffekt dieser Forschungsarbeit konnte überprüft werden, ob die von der Transportfirma propagierte Schutzwirkung der verwendeten Transportkiste in der Realität gegeben ist.

In einer weiteren Testreihe wurden zudem vier Klimakisten mit unterschiedlichen Dämpfungsmaterialien und zwei Varianten von Schaumstoffecken getestet. Ein Dummy wurde mit den entsprechenden Sensoren und dem MSR255 Logger bestückt und verpackt. Es folgte eine genau definierte Abfolge von Manipulationsschritten mit Bewegungen, Stössen und Fallbelastungen, wie sie bei Transporten vorkommen können. Weiterhin wurden der Einfluss und der Verzögerungsfaktor bei Wärmeeinwirkung von aussen dokumentiert. Über einen integrierten Lichtsensor konnte das unerlaubte Öffnen der Transportkiste nachgewiesen werden. Der Beschleunigungssensor dokumentierte alle Bewegungen der Transportkiste, also auch jene, die unerwünscht waren und nicht fachgerecht ausgeführt wurden.

Im Verlauf des Forschungsprojekts des Kunsthistorischen Museums wurden damit realitätsnahe Werte von unterschiedlichen Parametern gesammelt, welche die Tafelbilder während eines Transports negativ beeinflussen können.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie unter folgendem Link:

Messen von Bewegungen, Vibrationen und Erschütterungen an Holztafelbildern – I. Hopfner, KHM, Wien

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