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  • MSR Electronics GmbH

 

Transportüberwachung von fragilen Kunstwerken

Einsatz der Datenlogger MSR165 und MSR175 im Museumsalltag

Im Kunstmuseum Bern werden seit 2015 ausgewählte Transporte mittels MSR Datenlogger überwacht. Die gesammelten Daten liefern für die Planung von Leihgabentransporten eine Grundlage zur Einschätzung der zu erwartenden Belastung am Kunstwerk und der Performance der Verpackung betreffend Vibration, Schock sowie der Dämmung von Temperatur und relativer Feuchtigkeit.

Das Bewahren unseres Kulturgutes ist auf lange Zeithorizonte ausgelegt. Die Kunstwerke sollen heute und in Zukunft, in der Form von Ausstellungen, für die Gesellschaft öffentlich zugänglich sein und ihre Befragung in aktuellen gesellschaftlichen Kontexten führt dazu, dass unser Kulturerbe lebendig bleibt. Unser heute global gelebtes Kulturverständnis hat dazu geführt, dass wir die Kunstwerke vermehrt physisch bewegen und sie an lokale oder internationale Ausstellungen transportieren. Mechanische Einwirkungen (Stösse, Vibrationen), Licht und Klimaschwankungen, sind die einhergehenden Risikofaktoren.

Besonders gefährdet sind Kunstwerke, die als «fragil» eingestuft werden. Dazu gehören Werke, die aufgrund experimentierfreudiger künstlerischer Techniken hohe Empfindlichkeiten aufweisen oder aus über die Jahrhunderte gealterten und geschwächten Materialien bestehen. Viele der Gemälde, denen wir heute hohen kulturellen Wert zuschreiben, fallen in diese Kategorie. Die Wertschätzung und die Gefährdung kumulieren in gewissem Masse in einer hohen Anforderung an die präventiven Schutzmassnahmen. Ein bewährter Lösungsansatz bietet hierbei die optimale Kontrollierbarkeit der Risikofaktoren.

Forschungsergebnisse

Ganz unter dieser Prämisse stand das von der Innosuisse geförderte Projekt Transport fragiler Gemälde 2010 – 2014 (www.gemaeldetransport.ch). Ein interdisziplinäres Forschungsteam versuchte zu verstehen, was während eines Transportes passiert.

  • Welche Schwingungen wirken während eines Flugtransportes, welche während Lkw-Transporten auf ein Gemälde ein?
  • Wo lassen sich Muster detektieren, die wir auf die Einwirkungsdauer hochrechnen und in die Risikoeinschätzung einbinden können?
  • Welche Phasen sind als unbekannte Faktoren einzuordnen?
  • Wie kann die mechanische Empfindlichkeit von Gemälden bezüglich Vibrations- und Schockeinwirkung charakterisiert werden?
  • Wie können Verpackungssysteme verbessert werden, um die Belastung des Kunstwerkes während dem Transport zu verringern?

Es hat sich gezeigt, dass durch präventive Schutzmassnahmen an den Werken und optimierte Verpackungssysteme die Anzahl und Intensität von Schwingungseinwirkung messbar reduziert werden kann.

Bei jedem Transport sind aber Vibrations- und Schockbelastungen unausweichlich. Zu einem Teil sind diese aufgrund des gewählten Transportweges und der Transportmittel abschätzbar. Ein Anteil bleibt aber aufgrund der spezifischen Konstellationen oder besonderen Ereignissen (z.B. Unfall) zufällig.

Es schien daher entscheidend, ein Werkzeug zur Überwachung und Dokumentation aller Transportabläufe zu entwickeln, welches im Museumsalltag angewendet werden kann.

Monitoring von musealen Gemäldetransporten

Im Kunstmuseum Bern und punktuell in weiteren Schweizer Museen werden seit 2015 ausgewählte Transporte überwacht. Die Messstrategie sieht vor, dass innerhalb der Verpackung und auf der Aussenseite gleichzeitig gemessen wird. Dies ermöglicht neben einer Messung der Belastung am Werk auch eine Einschätzung der Performance der Verpackung betreffend Vibration, Schock sowie der Dämmung von Temperatur und relativer Feuchtigkeit.

Für die Messungen wurden Transport-Datenlogger des Typs MSR165 verwendet, welche eine hohe Messfrequenz und dank der SD-Speicherkarte eine lückenlose Datenaufzeichnung erlauben. Die während des KTI-Projektes entwickelte Auswertungsmethode wurde auf die Anwendung im Museum angepasst und weiterentwickelt.

Seither wurden gegen fünfzig Kunstwerke auf ihrer Reise rund um den Globus begleitet. Die gesammelten Daten liefern für die Planung von Leihgabentransporten eine Grundlage zur Einschätzung der zu erwartenden Belastungen. Bei wichtigen Werken wurden seit 2015 sämtliche örtliche Veränderungen mittels des Monitorings aufgezeichnet.

Monitoring mit den Datenloggern MSR175

Um den Aufwand für die Auswertung zu verringern und dadurch die Anzahl der Monitorings erhöhen zu können, wurden mit den Transport-Datenloggern MSR175 und der Auswertesoftware MSR ShockViewer erste Versuche unternommen.

Beim Transport eines Gemäldes von Zürich nach Bern wurden die Datenlogger wie auf den Abbildungen 1 und 2 dargestellt gemäss dem bestehenden Messkonzept, nahe am Kunstwerk und auf der Aussenseite der Transportkiste angebracht.

Aufgezeichnet wurden drei Phasen. Aus den Ausstellungsräumen des Zürcher Museums wurde die geschlossene Transportkiste mit Hilfe von Rollwagen in den Speditionsbereich geschoben und im klimatisierten Ladebereich des Lkws befestigt. Diese Umschlagsphasen werden als ‘Handling’ bezeichnet. Die zweite Phase bezeichnet die Fahrt von Zürich nach Bern (Truck). Es folgt eine weitere Handling-Phase, indem die Transportkiste vom Lkw mit speziellen Rollwagen in den Depotbereich des Kunstmuseums Bern geschoben wurde.

Diese Phasen sind auf den Abbildungen 3 und 4 hinsichtlich der Schwingungen und der klimatischen Bedingungen im Zeitablauf dargestellt. Die blauen Datenpunkte sind am Werk erfasst, die roten auf der Aussenseite der Verpackung.

Die klimatischen Bedingungen sind innerhalb der Verpackung während dem gesamten Transportablauf stabil. Die Wärmedämmung und Feuchtigkeitsbarriere der Verpackung funktionieren während diesem relativ kurzen Transport einwandfrei.

Die Interpretation der Bewegungsdaten ist ungleich komplexer. Dennoch lassen sich die Charakteristika der aufgezeichneten Phasen gut differenzieren. Während dem Handling (manuelles oder maschinelles Anheben, Abstellen, Schieben; Transfer auf Rollwagen, Befestigung in Fahrzeugen) werden meist die höchsten Beschleunigungswerte gemessen. Die Werte auf der Aussenseite der Transportkiste sind höher als innerhalb, was auf eine funktionierende Schockdämpfung hindeutet. Während dem Lkw-Transport zeigt sich ein anderes Bild. Die Werte innerhalb der Verpackung sind durchschnittlich höher als auf der Aussenseite. Durch Resonanzeffekte (Vibration) der Verpackungsmaterialien kommt es hier zu leichten Verstärkungen.

Die Herausforderung bei der Auslegung der Schaumstoffpolsterung besteht darin, die unterschiedlichen Anforderungen von Schock- und Vibrationsdämpfung zu berücksichtigen. Während eine effiziente Schockdämpfung mit diesen Materialien möglich ist, können im relevanten Frequenzbereich (unter 100Hz) bezüglich Vibrationen lediglich Resonanzen minimiert werden.

Der Datenlogger MSR 175 scheint als Werkzeug für ein umfassendes, praxisorientiertes Monitoring von Kunsttransporten ideal. Die hohe Messfrequenz ermöglicht das Erfassen aller relevanten Schwingungen. Die Auswertesoftware MSR ShockViewer ermöglicht eine einfache, detaillierte Analyse der Messdaten und durch die Exportmöglichkeiten eine Weiterverarbeitung für die spezifische Darstellung des Transportvorganges.

Mit Blick in die Zukunft versprechen wir uns von einer vereinfachten Monitoringstrategie ein Hilfsmittel für Museen, die Transporte wichtiger Werke ihrer Sammlung messen zu können und die Kumulation der Belastung anschaulich zu dokumentieren. Die systematische Erfassung und Auswertung der einwirkenden potentiellen Schadensfaktoren, ermöglicht eine Korrelation der Belastungen mit der spezifischen Empfindlichkeit der Kunstwerke und eine Optimierung von Transportverpackungen.

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